4000 größtenteils aufwendig sanierte Einzeldenkmale aus Gotik, Renaissance, Barock, Jugendstil und Gründerzeit; prächtige Zeugnisse aus mehr als 500 Jahren europäischer Baugeschichte – der Superlative gibt es viele über die Schönheit der Stadt an der Neiße. Von der Pracht der mittelalterlichen Tuchmacher-Häuser am historischen Untermarkt, über die Barockbauten des Obermarktes bis hin zum geschlossenen Gründerzeitviertel – Die reiche Geschichte der Stadt ist allgegenwärtig.
Bereits seit den 50er-Jahren dient die Stadt regelmäßig als Filmkulisse. Auch Hollywood wurde auf die Neißestadt aufmerksam. Und das ist kaum überraschend, denn wo sonst finden Filmproduktionen Drehbedingungen wie hier? Auf engstem Raum stehen in Görlitz authentische Kulissen aller Epochen zur Verfügung – vom Mittelalter bis zur Nachkriegszeit. Gerade in der jüngsten Vergangenheit machten Filmschaffende aus aller Welt reichlich von diesen Schätzen Gebrauch. So wurde u.a. das Oscar-prämiierte Werk "Der Vorleser" mit Kate Winslet in Görlitz gedreht, genauso wie Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" und nicht zuletzt "The Grand Budapest Hotel" von Wes Anderson. Auch als Shooting-Location für Fashion-Produktionen wird Görlitz mit seinen spannenden und individuellen Bauwerken und Plätzen immer interessanter.
Die Stadt ist mit ihrer unmittelbaren Nähe zur Natur ein idealer Urlaubsort: Hier lässt sich das Kultur- mit dem Naturerlebnis verbinden. Wem nach der Stadtbesichtigung nach klarem blauen Wasser, Entspannung oder Wassersport zu Mute ist, findet all das am Berzdorfer See. Nur wenige Minuten mit dem Fahrrad, Auto oder Bus trennen den Stadtkern vom fast 1000 Hektar großen See, an dem neben schon vorhandenen Sandstränden und einem kleinem gastronomischen Angeboten Hotels, Restaurants, Camping- und Caravanplätze entstehen sollen. Bei einer Fahrradtour entlang des Oder-Neiße-Radweges, der durch Görlitz führt, kann man weitere Ausflugsziele in schönster Natur erreichen, wie Bad Muskau mit seinem einzigartigen Landschaftspark, der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
Die Grenzstadt steht auch für modernes Leben im historischen Ambiente. Ob in gemütlichen Restaurants und Cafés in mittelalterlichen Gemäuern, beim Shopping im Gründerzeit-Flair der Berliner Straße, oder beim Sinfoniekonzert in der "Kleinen Semperoper", dem Görlitzer Musiktheater, – Geschichte und Gegenwart sind in Görlitz untrennbar verbunden. Das beweist nicht zuletzt ein Spaziergang über eine der Neißebrücken in den östlichen Teil der deutsch-polnischen Europastadt: die Schwesterstadt Zgorzelec. Die 1945 geteilte Stadt wächst heute wieder mehr und mehr zusammen. Das deutsch-polnische Görlitz/Zgorzelec präsentiert sich seit 1998 als Europastadt und zeigt, wie Menschen zweier Nationen Grenzen überwinden können. Die Lage im Dreiländereck macht die Stadt zudem zu einem perfekten Ausgangspunkt für Kurztrips nach Polen oder Tschechien, zum Beispiel ins nahe Riesengebirge, nach Breslau oder nach Prag.
Foto: Altstadtbrücke und Peterskirche bei Sonnenuntergang © Frank Hamm
Hoch über der Neiße thronend ist die Pfarrkirche St. Peter und Paul (Peterskirche) das Wahrzeichen der Stadt. Nähert man sich ihr vom Osten, bietet sich dem Betrachter ein imposanter Anblick: der mächtige Ostchor mit dem spitz aufragenden Kupferdach über eine Länge von 72 Metern kündet von der einstigen Wehrhaftigkeit der Stadt, aber auch ihrem Reichtum. Sie ist vermutlich die älteste Kirche der Stadt, die aus einer frühen Burgkirche des 11. Jahrhunderts hervorging. Mit Herausbildung der städtischen Kommune am Beginn des 13. Jahrhunderts stieg sie zur Stadtpfarrei auf. 1372 wurde die Peter- und Paulskirche, wie ihr vollständiges Patrozinium lautet, zur alleinigen Hauptkirche der Stadt, während die Nikolaikirche zu ihrem Filial herabsank.
Der Neubau, nach einem Brand im Jahre 1691, wurde unverzüglich in Angriff genommen, und schon knapp fünf Jahre später konnte die neue Kirche mit einem feierlichen Gottesdienst seiner alten Bestimmung übergeben werden. Aus jener Zeit stammt der prächtige Hochaltar von George Herrmann. Die Orgel ist ein Werk des aus Italien stammenden kaiserlichen Hoforgelbaumeisters Eugenio Casparini, während den Orgelprospekt Conrad Büchau schuf. Die neogotischen Türme aus Kunststein sind erst Zierrat aus dem Jahre 1891. Zahlreiche liturgische Geräte aus der Sakristei künden vom Rang der Kirche und belegen die enge Verbindung nach Böhmen. Hervorzuheben ist die Taufglocke, ein Bronzeguss aus dem 14. Jahrhundert sowie die weiteren zahlreichen gotischen Elemente.
Adresse: Bei der Peterskirche 9, 02826 Görlitz
Foto: Altstadtbrücke Görlitz im Winter © Nikolai Schmidt
Erstmals erwähnt ist die Görlitzer Altstadtbrücke Brücke 1298. Sie wurde mit Holz gebaut und musste immer wieder erneuert werden, da nicht nur die Belastung durch die Handelskarawanen ihren Tribut zollten, sondern auch Feuerbrünste, Hochwasser und Kriegseinwirkungen. 1536 empfahl Stadtbaumeister Wendel Roskopf festeres Baumaterial zu verwenden, doch Holz war günstiger. 1566 wurde die Brücke erstmals überdacht und bekam einen Turm auf der Ostseite, auch als Spittelturm bekannt. 1641 und 1813 fiel sie den Flammen zum Opfer. 1906/1907 entstand dort eine moderne Steinbrücke mit Stahlbögen. Um die neue Verkehrszuführung zu gewährleisten, wurden das alte Jakob-Böhme-Haus, eine Tuchfabrik und die Heilig-Geist-Kirche niedergerissen. Am 7. Mai 1945 sprengten Soldaten der Wehrmacht die Brücke. 1950 wurden die Trümmer beseitigt, und bis vor wenigen Monaten war der Anblick dieser Stelle ohne Brücke Normalität geworden.
2003 wurden die Mittel zur Errichtung der neuen Altstadtbrücke freigegeben. 2004 rollte der erste Verkehr über die Brücke. Offiziell eröffnet wurde sie am 20. Oktober 2004.
Foto: Untermarkt mit Ratsapotheke in Görlitz © Rainer Weisflog
Zwischen dem belebten Hauptmarkt und dem historischen Fleischmarkt thront das Bautzener Rathaus, ein prächtiges Beispiel barocker Architektur. Ursprünglich im 13. Jahrhundert als Kaufhaus für wohlhabende Tuchmacher erbaut, wurde es im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut und restauriert, um die anspruchsvolle Silhouette zu erhalten, die heute Besucher anzieht. Mit seiner zentralen Lage in der Altstadt lädt es ein, die lebendige Geschichte und Kultur Bautzens zu entdecken. Besonders bemerkenswert ist der in den Rathausturm gemauerte Kopf mit Turban, der eine spannende historische Anekdote über die Verteidigung der Stadt gegen die Türken im 17. Jahrhundert erzählt.
An der Nordseite des Platzes befindet sich der Flüsterbogen, ein Rundbogenportal aus spätgotischer Zeit. Die Ostseite des Untermarktes beherrscht der ehemalige Gasthof zum Braunen Hirsch mit einem spätgotischen Arkadengang, den Hirschläuben. Zu den sehenswerten Objekten gehört auch der Neptunbrunnen. Dieser Barockbrunnen mit Standbild des Neptun stammt aus dem Jahre 1756.
Der Untermarkt ist mit seiner vielseitigen und faszinierenden Architektur der bedeutendste Anziehungspunkt für Touristen. Er gehört zu den attraktivsten Plätzen der Stadt.
Foto: Schönhof Brüderstraße Görlitz © Europastadt Görlitz Zgorzelec GmbH
Der bis ins 20. Jahrhundert tätige Brauhof war eines der vornehmsten Gebäude der Stadt, in dem zahlreiche Landesherren übernachteten. Aus mehreren Hauseinheiten zusammengewachsen, wurde der Bau nach dem großen Stadtbrand 1525 durch den Stadtwerkmeister Wendel Roskopf unter Einbeziehung des Vorgängerbaus ab 1526 wieder errichtet. Er gilt als das älteste mit einer Jahreszahl versehene bürgerliche Renaissancehaus Deutschlands. Tiefgreifende Umbauten wurden 1617 durchgeführt.
Ab 1991 erfolgten Sanierung und Umbau zum Schlesischen Museum. Dieses eröffnete am 13. Mai 2006 seine ständige Ausstellung im Schönhof. Der prächtige Renaissancebau am Görlitzer Untermarkt beherbergt nun ein modernes Museum mit 2000 qm Ausstellungsfläche.
Adresse: Brüderstraße 8, 02826 Görlitz
Foto: Untermarkt mit Flüsterbogen, Familie und Rathaus in Görlitz © Nikolai Schmidt
1369 zum ersten Mal erwähnt, war es Ort der städtischen Verwaltung, Macht und Gerichtsbarkeit. Seine heutige Gestalt ist Ergebnis mehrerer Umbauphasen. An der 1537/38 durch Wendel Roskopf d. Ä. angebrachten Verkündkanzel befindet sich seit 1591 das Standbild der Justitia als Wahrzeichen der hohen Gerichtsbarkeit des Rates. Das Wappenrelief des Königs Matthias von Ungarn und Böhmen weist auf die Landeszugehörigkeit der Oberlausitz hin. Die Uhr am Rathausturm mit zwei Zifferblättern stammt aus dem Jahr 1524. Sie wurde von Bartholomäus Scultetus 1584 zu einer zwölfstündigen verändert sowie mit der darüber befindlichen Mondphasenuhr verbunden.
Die prachtvolle Innenausstattung des Rathauses geht in die Renaissancezeit zurück. Der Erweiterungsbau nach Entwürfen des Architekten Jürgen Kröger im Stil der Neorenaissance wurde 1903 fertiggestellt und mit den Wappen der Sechsstädte geschmückt.
Adresse: Untermarkt 6-8, 02826 Görlitz
Foto: Nikolaiturm Görlitz im Herbst © Europastadt Görlitz Zgorzelec GmbH
1348 zum ersten Mal erwähnt, gehörte der Nikolaiturm mit seiner 1848 abgebrochenen Toranlage bis ins 19. Jahrhundert zum Verteidigungsring der Stadt. Nach dem Stadtbrand von 1717 wurde die steile Spitze durch eine Kuppel und Laterne ersetzt. Wie bei den anderen Stadttürmen war auch hier der ursprüngliche Zugang über die Stadtmauer und eine Außentreppe. 1903 verließ der letzte Türmer die Wohnung im Obergeschoss. Seit 1969 wird der Bau von den Görlitzer Heimatforschern e.V. als Ausstellungs- und Aussichtsturm bewirtschaftet.
Adresse: Nikolaistraße, 02826 Görlitz
Foto: Marienplatz mit Dicker Turm im Herbst © Europastadt Görlitz Zgorzelec GmbH
Bereits 1305 werden ein Steintor und ein Steinturm, bezeichnet nach ihrer Lage am Ausgang der Steinstraße, erwähnt. Sein Aussehen hat das Bauwerk über die Jahrhunderte nur wenig verändert. Jedoch wurde im 16. Jahrhundert der oben ursprünglich offene Umgang geschlossen. Die Mauern haben im unteren Bereich eine Dicke von 5,34 m. Das Steinrelief von Briccius Gauske war seit 1477 am äußeren Frauentor eingemauert. Nach dem Abriss des Tores erhielt es 1852 seinen jetzigen Standort. Maria und Barbara halten das 1433 von Kaiser Sigismund verliehene Stadtwappen.
Adresse: Elisabethstraße, 02826 Görlitz
Foto: Kaufhaus innen im Jugendstil in Görlitz © Europastadt Görlitz Zgorzelec GmbH
Es gilt als das schönste Kaufhaus Deutschlands und ist seit Wes Andersons Hollywood-Film "The Grand Budapest Hotel", für den es als Kulisse diente, bekannter denn je. Auch im aktuellen TV-Werbespot von Department.47 ist es zu bewundern - das Görlitzer Jugendstilkaufhaus. Der Bau des Warenhauses erfolgte 1912/13 in der Epoche des Jugendstils als Skelettkonstruktion nach Entwürfen des Potsdamer Architekten Carl Schmanns. Die Fassade wurde nach dem Vorbild des Berliner Kaufhauses Wertheim am Leipziger Platz gestaltet. Die Bauausführung hatte der Görlitzer Baumeister August Kämpffer. Als eines der wenigen Warenhäuser seines Typs überstand es den Krieg. Außen- und Innenarchitektur des Jugendstil-Baus mit dem beeindruckenden Lichthof und den emporenartig angeordneten Verkaufsbereichen blieben weitgehend erhalten.
Adresse: An der Frauenkirche 5-7, 02826 Görlitz
Foto: Obermarkt mit Abendstimmung in Görlitz © Thomas Schneider
Um 1250 wurde das Gebiet der Altstadt um den heutigen Obermarkt und die angrenzenden Straßenzüge erweitert. Seitdem diente er als Hauptumschlagort für den Getreide- und Salzhandel. Den Obermarkt und die sich anschließenden Gassen fasste man im 14. Jahrhundert auch unter dem Namen "Neustadt" zusammen. 1401 fand man zuerst den Namen "Neumarkt". Später heißt wohl der westlichen Teil der Oberneumarkt. 1717 brannte der halbe Neumarkt und der halbe Obermarkt ab. Danach hat sich der Name Obermarkt für den gesamten Platz festgesetzt. Zu den bekanntesten Bauwerken gehören der Brunnen auf dem Obermarkt und die Dreifaltigkeitskirche. Erwähnenswert und eines der schönsten Häuser ist die Nummer 29.
Das Barockhaus trägt den Namen "Napoleon-Haus", da hier Napoleon im Jahre 1813 vom Balkon des Hauses eine Heerschau seiner Truppen abgehalten hat. In diesem Haus, das früher auch als Privathaus und Herberge diente, übernachteten zahlreiche bedeutende Gäste. Darauf weist heute noch eine Tafel an der Fassade des Gebäudes hin. Durch seine zentrale Lage bietet der Obermarkt viel Platz für Veranstaltungen wie das Altstadtfest, die Via Thea, den Tippel- und Weihnachtsmarkt.